Die zynische Bemerkung über die Besatzung war eines der letzten Dinge, die Aires zu ihm gesagt hatte, bevor er sich am Abend, oder eher in der Nacht, in seine Kajüte verabschiedet hatte. Er hatte noch etwas erwiedert, in der Art von man würde schon sehen oder die Zeit würde es zeigen. Danach war wohl noch eine kurze Verabschiedungsformel gefallen und er hatte das Deck verlassen.
Jetzt, am nächsten Morgen, versuchte er diese Unterhaltung zu rekonstruieren. Was genau ihm das bringen würde, wusste er nicht. Er wollte einfach einen guten Gesprächseinstieg finden, um Aires seinen Plan zu unterbreiten.
Auf die Idee war er schon während ihres Aufenthalts auf Fertilis gekommen. Er hatte jedoch noch keine Gelegenheit gehabt, sie zu äußern. Schließlich hatte es zunächst Priorität gehabt die Mannschaft zu begutachten. Doch jetzt fühlte er sich, als wolle er mit der Tür ins Haus fallen. Es würde so aussehen, als sei ihm dieser waghalsige Plan mitten aus dem Nichts in den Kopf gekommen. Das würde das ganze weniger überzeugend wirken lassen, obwohl Grey Eye es nach wie vor für eine gute Strategie hielt- weshalb es ihm umso wichtiger war, dass Aires ebenfalls daran Gefallen fand. Andererseits war Aires rüdem Vorgehen gegenüber nun wirklich nicht abgeneigt und auch was das anging relativ... spontan.
Während er über das alles nachdachte, war er dazu übergegangen, seine Krawatte zu binden. Er schlug seinen Kragen wieder nach unten, zupfte ihn zurecht und warf dann einen kurzen, prüfenden Blick in den kleinen Spiegel, der sich fest verschraubt an der Wand seiner Kajüte befand. Er zog sich sein Jackett über, noch ein kontrollierender Blick, dann seufzte er und machte sich auf den Weg zur Kapitänskajüte.
Aires war am Abend noch auf Deck geblieben, um sich ihre Mannschaft zu betrachten. Er wusste nicht wann sie ins Bett gegangen war, wie lange sie geschlafen hatte, ob überhaupt. Er hatte ihr angeboten, nach ein paar Stunden zurück zu kommen, damit auch sie sich ausruhen konnte, das hatte sie abgelehnt. Es war für ihn aber schwer vorstellbar, dass die so misstrauische Aires, ihre neue Mannschaft gleich am ersten Abend allein ließ, dass irgendjemand am ersten Tag ohne Aufsicht das Steuer führen durfte. Deshalb machte er sich bereit einer unausgeschlafenen, halbwegs schlechtgelaunten Piratin zu begegnen, als er an ihre Kajütentür klopfte.